Rund 250 Besucher beim Screening-Tag der Gefäßmedizin im St. Josefs-Hospital
Die ernsten Folgen einer Gefäßwanderweiterung der Bauchschlagader, des sogenannten Bauchaortenaneurysmas, werden nach Ansicht vieler Mediziner auch von Risikopatienten unterschätzt. Ab dem 65. Lebensjahr steigt die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung nachweislich an. Wird die krankhafte Gefäßweitung nicht rechtzeitig diagnostiziert, droht ein tödlicher Verlauf. Beim Screening-Tag auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie haben deshalb am vergangenen Wochenende im St. Josefs-Hospital rund 250 Besucher eine Ultraschalluntersuchung zur Risikoabklärung durchführen lassen und sich über das Krankheitsbild informiert.
Bei der jährlich stattfindenden Aktions- und Informationsveranstaltung klären die Spezialisten des Interdisziplinären Gefäßzentrums über die Risiken eines Bauchaortenaneurysmas auf und informieren über Therapiestrategien und neue Entwicklungen bei Diagnostik und Behandlung. Im Vordergrund steht eine niedrige Hemmschwelle bei der Vorsorge: der Screening-Tag ist eine Einladung zum unverbindlichen und anonymen Ultraschall-Test der Bauchschlagader. Zu den besonders gefährdeten Patientengruppen gehören Menschen über 65 Jahre, Raucher, Menschen mit Gefäßerkrankungen oder einer familiären Vorgeschichte, sowie Patienten, die an Bluthochdruck leiden oder sich einer Cortisontherapie unterziehen.
Dr. Nicole Bogun, Leitende Ärztin der Angiologie im St. Josefs-Hospital, erklärt, wonach beim Screening gezielt gesucht wird: “Normalerweise hat die Bauchschlagader eine Weite von bis zu 2 cm. Tritt eine Aussackung auf und erreicht diese eine Weite ab etwa 4,5 bis 5 cm, droht der Einriss des Gefäßes - ähnlich dem Platzen eines aufgeblasenen Ballons.“ Mit schwerwiegenden Folgen, wie die Gefäßmediziner wissen. Etwa 80 Prozent der betroffenen Patienten versterben an der inneren Blutung, da sie die Klinik nicht mehr rechtzeitig erreichen. Die tückische Erkrankung kann sich zum Beispiel durch Bauch- oder Rückenschmerzen ankündigen, in vielen Fällen verläuft sie jedoch jahrelang schmerzfrei. Die erfahrene Angiologin setzt daher auf Prävention: „Die Untersuchung am Ultraschallgerät ist schmerzfrei, sicher und ohne Strahlenbelastung. Sollte eine Auffälligkeit sichtbar werden, können wir mit dem betroffenen Patienten umgehend die richtige Therapie besprechen.“
Aber auch das gute Gefühl, einen ernsten Befund ausgeschlossen zu haben, ist vielen Besuchern des Screening-Tages wichtig. Dr. Wojciech Klonek, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie, freut sich über die auffallend hohe Besucherzahl am diesjährigen Aktionstag: „Gerade den Menschen, die den Arztbesuch tendenziell scheuen, bieten wir mit dem unverbindlichen Screening einen guten ersten Kontakt an.“ Dr. Nicole Bogun, die regelmäßig Kollegen aus anderen Fachrichtungen nach den hohen Standards der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) fortbildet, betont die Lotsenfunktion der Internistischen Gefäßmedizin: „Im Gefäßzentrum arbeiten wir Hand in Hand mit den anderen Abteilungen und den niedergelassenen Kollegen zusammen.“ Im Mittelpunkt stehe das Drei-Säulen-Prinzip, die enge Vernetzung von Angiologie, Gefäßchirurgie und Radiologie.
Zusätzlich zu den Ultraschall-Untersuchungen vermittelten die Gefäßspezialisten bei zwei Patientenvorträgen Grundlagenwissen zur Gefäßwanderweiterung der Bauchaorta, aber auch zu Erkrankungen der Becken-, Oberschenkel- und Kniearterien. So wurde deutlich, wie die moderne Gefäßchirurgie Risikopatienten behandeln kann. „Mit einem vorbeugenden Eingriff, zum Beispiel einer Stent-Einlage, können wir heute schonend und effektiv helfen“, erläutert Dr. Klonek. Bei der Stent-Einlage handelt es sich um ein feines Metallstützgitter für das betroffene Gefäß. Für fünf Patienten hat sich der Besuch des Screening-Tages besonders gelohnt. Bei ihnen wurde ein Risiko festgestellt, das nun über regelmäßige Kontrolluntersuchungen beobachtet werden kann.
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