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Patienten profitieren von individuellem Hightech-Kniegelenkersatz

Patienten profitieren von individuellem Hightech-Kniegelenkersatz

Das Kniegelenk ist eines der komplexesten Gelenke des Menschen. Eine Erkrankung oder Verletzung des Knies kann einen vollständigen oder teilweisen Gelenkersatz erforderlich machen. Bislang greift die Medizin überwiegend auf standartisierte Kunstgelenke zurück, die in vielen Fällen nicht das natürliche Bewegungsgefühl eines echten Knies vermitteln. Die Fachklinik für Orthopädie im St. Josefs-Hospital Cloppenburg setzt künftig auf Kniegelenkersatz der neuesten Generation, der individuell an den Patienten angepasst wird. Die Cloppenburger Spezialisten gehören zu den ersten Zentren in Nordwestdeutschland, die diese Form der präzisen Kniegelenkversorgung anbieten.

Medizinische Studien belegen, dass einer von fünf Patienten, unabhängig vom Operateur, mit dem Ergebnis seiner Kunstgelenkversorgung am Knie nicht zufrieden ist. Bei weltweit rund fünf Millionen Menschen, die mit einem Kniegelenkersatz (= Endoprothese) leben, treten somit in etwa einer Million Fälle dauerhafte Schmerzbeschwerden oder Bewegungseinschränkungen nach der operativen Versorgung auf. Jedes Jahr kommen weltweit etwa 1,2 Millionen Knieendoprothesenversorgungen hinzu. Das Problem: Die komplexen Beuge- und Abrollvorgänge der Gelenkbestandteile können bei vielen herkömmlichen Endoprothesen, die in nur fünf bis zehn Größen verfügbar sind, nicht beschwerdefrei rekonstruiert werden. Eine Erfolgsgeschichte, wie sie die passgenaue und muskelschonende Hüftendoprothetik bereits seit Jahren vorweisen kann, wurde bei der Knieendoprothetik bislang nicht erreicht. In Cloppenburg sieht man die neu eingeführte Methode daher als wichtigen Schritt in Richtung einer vollständigen Patientenzufriedenheit an.

Dr. med. Boris Baron von Engelhardt, Chefarzt der Orthopädie im St. Josefs-Hospital, ist von der Qualität und Genauigkeit der weiterentwickelten Individualendoprothesen überzeugt: „Die Ursachen für Restschmerzen am Knie entstehen oftmals schon durch die fehlende Passform in Folge von Überhängen der konfektionierten Standardimplantate. Die Individualendoprothetik ermöglicht es uns, die natürliche Gelenkgeometrie des jeweiligen Patienten wiederherzustellen.“

Hierzu greift der erfahrene Facharzt mit seinem Team auf Endoprothesen zurück, die aufwändig angepasst und produziert werden. Der Patient wird dabei in jeden Behandlungsschritt eingebunden und von der Entscheidung für eine Kunstgelenkversorgung über die Operation bis zur Nachsorge begleitet.

Die Indikation zu einer derartigen Operation wird sorgfältig und behutsam gestellt, Eile ist nicht geboten. Das Beschwerdebild sollte schon über einen längeren Zeitraum vorhanden sein. Typisch sind Knieschmerzen beim Treppensteigen oder Laufen auf unebenem Grund, ebenso beim Hinsetzen oder Aufsetzen auf einen Stuhl oder auch Anlaufschmerzen. Häufig beschreiben Patienten ein Knirschen und Reibegefühl bei der Bewegung sowie heftige Schmerzen. Der tägliche Bewegungsradius und die Lebensqualität werden zunehmend eingeschränkt. Auch eine Schwellneigung und Überwärmung des betroffenen Gelenks können Hinweise auf einen schwerwiegenden Defekt sein.

Wird die Notwendigkeit eines Kniegelenkersatzes festgestellt und entscheidet sich der Patient für die Versorgung mit einem Kunstgelenk, erfolgt zunächst ein computertomografischer Scan. Der Radiologe erstellt  ein dreidimensionales, äußerst exaktes Modell des individuellen Kniegelenkes. Anhand der differenzierten Bildanalyse wird sowohl das neue Gelenk als auch das speziell für den Patienten angefertigte Instrumentarium in Boston (USA) produziert. Die hochpräzise Herstellung des Kunstgelenks ist vergleichbar mit der Fertigung einer individuellen Zahnkrone. Bis der Operateur über das maßgefertigte Implantat verfügt, vergehen etwa fünf bis sechs Wochen.

Das speziell für den jeweiligen Patienten angefertigte Kunstgelenk besitzt eine bislang unerreichte Passgenauigkeit und lässt sich in einer weniger aufwändigen, kürzeren Operation schonender als bisher einsetzen.

Chefarzt Dr. von Engelhardt beschreibt die Vorteile: „Bei der Individualendoprothetik am Knie ist der Knochenverlust deutlich reduziert. So gehen etwa 25 Prozent weniger Knochensubstanz verloren. Funktionell zeigen die Patienten eine bessere Beugung und Streckung, unter dem Eindruck eines sehr natürlichen Bewegungsgefühls.“ Patienten, die das neue Implantat erhalten, seien darüber hinaus schneller schmerzfrei, mobiler und insgesamt mit dem Ergebnis der Operation deutlich zufriedener. Der Erfolg der Methode sei zuletzt auf der Jahrestagung 2014 der British Association for Surgery of the Knee (BASK) durch eine Studie belegt worden.  Demnach haben alle mit dem maßgefertigten Kniegelenk versorgten Patienten einen größeren Bewegungsumfang und ein natürlicheres Bewegungsgefühl als Patienten mit einem Standardimplantat erreicht.

Auch bei der Individualendoprothetik werden nur die Gelenkanteile ersetzt, die von der Schädigung, zum Beispiel einer Arthrose, betroffen sind. So werden zum Beispiel Prothesen angefertigt, die nur die Außen- oder die Innenseite des Knies ersetzen. Ziel der Orthopäden ist es, möglichst viele gesunde Anteile des Kniegelenkes zu erhalten. Mit der in Cloppenburg neu eingeführten Methode ist es möglich, das Gelenk trotz der anatomischen Unterschiede bei jedem Patienten optimal passend und in einer schonenderen Prozedur zu ersetzen. Die Einführung der Individualendoprothetik im Bereich des Kniegelenkes stellt somit aus Sicht der Fachärzte einen echten Meilenstein in der Kunstgelenkversorgung dar.

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