Das kleinste EKG der Welt: Kardiologen des St. Marienhospitals Vechta implantieren ihn im Oldenburger Münsterland als Erste
Nur ein Drittel so groß wie eine AA-Batterie und mehr als 80 % kleiner als andere implantierbare EKG-Geräte - so sieht das kleinste EKG der Welt aus. Der Reveal LINQ ist der kleinste Herzmonitor, der zurzeit auf dem Markt erhältlich ist. Deutlich komprimierter als seine Vorgängermodelle ist er bei den meisten Menschen gar nicht zu sehen. Anwendung findet er nun im St. Marienhospital Vechta. Dr. med. Achim Gutersohn, Chefarzt der Kardiologie, hat ihn gestern bei einem Patienten implantiert.
Im Oldenburger Münsterland nimmt die Vechtaer Kardiologie damit eine Vorreiterrolle ein. Mehrere 100.000 Menschen in Deutschland leiden an Herzrhythmusstörungen. Bemerkbar macht sich dies zum Beispiel durch Herzstolpern, kurzzeitige Aussetzer oder auch starkes Herzrasen. Müdigkeit, Luftnot und Schwindel bis hin zur Ohnmacht sind nicht selten die Folge. Bei Herzrhythmusstörungen gerät das Herz aus dem Takt. Es schlägt zu langsam, zu schnell, unregelmäßig oder aber setzt für einige Momente ganz aus. Einige Formen von Herzrhythmusstörungen sind harmlos, andere (wie zum Beispiel Vorhofflimmern) hingegen können lebensbedrohlich sein. Wird es nicht erkannt und behandelt, steigt das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Leider treten diese Arrhythmien häufig nur unregelmäßig oder in großen zeitlichen Abständen auf. Eine Untersuchung mit einem Langzeit-EKG (Elektrokardiogramm) zeigt dann auch keine Auffälligkeit an, eine gezielte Diagnose ist schwer.
Im St. Marienhospital Vechta wurde gestern als erstes Krankenhaus im Oldenburger Münsterland bei einem Patienten mit starken Herzrhythmusstörungen der neue Herzmonitor der Firma Medtronic zur Langzeitüberwachung implantiert. „Das Mini-EKG-System ermöglicht uns über Jahre hinweg, unseren Patienten kontinuierlich und drahtlos zu überwachen. Tritt eine Arrhythmie auf, so können wir nun überhaupt erst das Problem erkennen, eine Diagnose stellen und somit eine adäquate Therapie einleiten,“ so Dr. Achim Gutersohn. Der Patient kann mit dem Gerät ein ganz normales Leben führen. Ist die Ursache seiner Herzrhythmusstörung gefunden, wird das Gerät in einer kleinen, kurzen OP wieder entfernt. Die Batterie hält bis zu drei Jahre.
Eingesetzt wird der Herzmonitor bei Patienten mit Symptomen, die auf eine Herzrhythmus-störung hinweisen: Schwindel, Herzstolpern, Ohnmachtsanfällen und Brustschmerzen. Auch für Patienten mit einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern mit all seinen möglichen Folgen wie zum Beispiel Schlaganfall unbekannter Ursache, findet er Anwendung.
Das Gerät überwacht den Herzschlag rund um die Uhr und zeichnet kontinuierlich den Herzrhythmus auf. Schlägt das Herz zu schnell, zu langsam oder zu unregelmäßig, zeichnet der Reveal LINQ automatisch ein EKG auf. Der Herzmonitor sendet diese Daten jede Nacht an einen Patientenmonitor. Anschließend übermittelt der Patientenmonitor die diagnostischen Daten von praktisch jedem Ort der Welt aus an den gesicherten Server. Die dort gespeicherten Daten können von den Vechtaer Herzspezialisten eingesehen und ausgewertet werden. Eine weitere Besonderheit ist das so genannte Fernmonitoring: Treten beim Patienten zwischen zwei regulären Arztterminen bedeutsame kardiale Ereignisse auf, so werden die Fachärzte des St. Marienhospitals automatisch benachrichtigt.
„Bei der Implantation handelt es sich um einen kleinen Routineeingriff, sie dauert in der Regel nur wenige Minuten“, beschreibt Dr. Gutersohn das Vorgehen. Der drahtlose Herzmonitor wird unter örtlicher Betäubung mit einem kleinen Schnitt von weniger als einem cm in den oberen linken Brustbereich unter die Haut geschoben. Der Herzmonitor wird somit in einem minimal-invasiven Verfahren schonend für den Patienten eingesetzt. Nach dem Eingriff können Patienten üblicherweise sofort wieder ihren üblichen Aktivitäten nachgehen.
Patienten mit implantiertem Reveal LINQ können zudem in einem MRT (Magnetresonanz-tomograph) oder Kernspin untersucht werden, wenn dies notwendig ist. Das EKG-Gerät muss dafür nicht entfernt werden.
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